Freitag, 23. März 2012

Zur Bedeutung von ahd. kalizia*

Das ahd. Wort kalizia* f. n-St. ist lediglich in den Benediktinerregeln als (nom.pl.?) caliziun und (akk.pl.) kaliziun belegt und übersetzt dort lat. caliga. In der Regel wird als Bedeutung des Wortes 'Stiefel (als Teil der Mönchsbekleidung)' angegeben. Dies scheint auf der Annahme zu beruhen, dass als Ausgangswort für ahd. kalizia von mlat. calceus m. 'Schuh' auszugehen ist. Bei dieser Annahme bleibt jedoch der Genuswechsel unerklärt. Zur Erklärung des Genuswechsels gibt es lediglich einen einzigen Versuch bei Moriz Heyne, Fünf Bücher deutscher Hausaltertümer von den ältesten geschichtlichen Zeiten bis zum 16. Jahrhundert. Ein Lehrbuch (Leipzig. Nachdruck 1985. Meerbusch bei Düsseldorf, 1899–1908). Band 3: Körperpflege und Kleidung, S. 266: "Als Umformung des lat. calceus aber mit dem Geschlecht und der Bedeutung des lat. caliga ...". Dies vermag kaum zu überzeugen, da die Gründe dafür unklar bleiben. Nun scheint die Annahme näherliegend, dass das ahd. Wort auf mlat. calcea f. 'Strumpf, Beinbekleidung' zurückgeht (so bereits richtig H. Sommer, in: PBB 94 [1972], S. 60). Diese Herleitung steht auch nicht in Widerspruch zur lat. Vorlage caliga f., da dies sowohl 'Schuh' als auch 'Strumpf, Beinbekleidung, Stutzen, Gamasche' bedeuten kann. Letztere Bedeutung ist daher sicher auch an dieser Stelle vorauszusetzen, wie richtigerweise als einziger auch F. Simmler, in: Sprachwissenschaft 21 (1996), S. 170f. angenommen hat: "Mit kalizia dürfte eher ein 'Strumpf' zur Bezeichnung des Kleidungsstücks gemeint sein, das von Mönchen 'oberhalb des um die Füße befindlichen festeren Schuhwerks' getragen wurde und über dessen Länge nichts Genaueres ausgesagt ist". Die Bedeutung von ahd. kalizia* f. n-St. ist daher als 'Strumpf, Beinbekleidung, Stutzen' anzusetzen.

Sonntag, 11. März 2012

Ein altsächsisches Ghostword

U.a. von J.H. Gallée, Vorstudien zu einem altniederdeutschen Wörterbuche, 1903 [1977], S. 180 und F. Holthausen, Altsächsisches Wörterbuch, 1954, S. 42 (auch noch erwähnt im Althochdeutschen Wörterbuch [Leipzig], Band 5, S. 297) wird für das Altsächsische das Wort kokar, -or 'Köcher' angesetzt. Es handelt sich um den Beleg Gl. 3,682,72: cochar . faretra. Die Handschrift wurde früher dem Altsächsischen zugeordnet, jedoch jetzt dem Mittelfränkischen zugeschlagen (vgl. R. Bergmann - St. Stricker, Katalog der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhandschriften, 2005, Nr. 52). Auch der Beleg selbt zeigt eindeutig althochdeutschen Lautstand. Das Wort ist demzufolge auch zurecht nicht bei H. Tiefenbach, Altsächsisches Handwörterbuch aufgeführt. Für das Altsächsische ist das Wort somit zu streichen.

Herzlich Willkommen!

Ich begrüße alle zu diesem Blog, in der ich regelmäßig zu allen Fragen der Indogermanstik posten werde.